Kinder erhalten oft zu früh Schilddrüsen­medikamente

Grundsätzlich ist es gut, dass auch Kinder und Jugendliche häufiger auf Schilddrüsenerkrankungen untersucht werden. Meist wird nach der Testung auf eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion, wenige Tag nach der Geburt, keine weitere Untersuchung mehr erfolgen. Erst wenn die Funktionsstörung ausgeprägt ist und Beschwerden macht, werden die Kinder beim Arzt vorgestellt. Die Tastuntersuchung der Jugendlichen im Rahmen der Vorsorge (J1) ist völlig unzureichend.

Für Kinder und Jugendliche ist eine Schilddrüsenunterfunktion eine ernsthafte Gefahr. Die geistige und sprachliche Entwicklung sowie das körperliche Wachstum können verzögert oder gar gestört sein. Bei einer Erkrankung im Jugendalter entwickelten sich oft Gedächtnis- und Konzentra­tions­­störungen, Gewichtsprobleme und psychische Erkrankungen.

Wichtig ist hierbei der einfache TSH-Test, der Auskunft über eine gravierende Über– oder Unterfunktion geben kann.

Meist erfolgt sofort eine Therapie aufgrund dieses einen Wertes. Da die Hormonspiegel in den frühen Lebensjahren häufig schwanken und vielen Einflüssen ausgesetzt sind, wäre folgendes Vorgehen zu empfehlen:

Zunächst eine Kontrolle nach drei Monaten (bei starken Veränderungen nach vier Wochen) und erst wenn sich die Werte verschlechtern erfolgen weitere Untersuchungen und eventuell eine medikamentöse Therapie. Sollten die Werte gleich bleiben, kann man abwarten und weitere Kontrollen durchführen.

Eine unnötige Therapie mit Schilddrüsenhormon ist für die jungen Menschen dagegen in mehrfacher Hinsicht schädlich. Zum einen müssten sie die tägliche Einnahme von Tabletten organisieren, zum anderen wird das Gesundheits­be­wusstsein der Jugendlichen gestört. Sie empfinden sich als krank, was sie aber nicht sind. Eine weitere Gefahr ist die Überdosierung durch fehlerhafte Einnahme der Medikamente.

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/103694/Kinder-erhalten-haeufig-verfrueht-Schilddruesenmedikamente