Schilddrüse und Schwangerschaft

Sie haben eine Schilddrüsenerkrankung und planen schwanger zu werden?

Dann fragen Sie einen Experten, welche Auswirkungen Ihre Erkrankung auf Sie und das Kind haben könnte, welche Voruntersuchungen notwendig sind, und was Sie im Verlauf der Schwangerschaft beachten sollten.

Die Schilddrüsenfunktion während der neun Monate

Während einer Schwangerschaft kommt es zu einer vermehrten Produktion von Trägereiweiß der Schilddrüsenhormone. Dadurch nimmt die Gesamthormonkonzentration im Blut zu. Daher müssen regelmäßig die Schilddüsenhormone im Blut bestimmt werden. Da das Schwangerschaftshormon (beta-HCG) eine TSH-ähnliche Wirkung besitzt und die Schilddrüse stimuliert, kommt es im ersten Drittel der Schwangerschaft zu einem Anstieg des fT4 mit einem Maximum um die 10. Woche, sowie zu einem dadurch bedingten Abfall des TSH. So kann sich während der Schwangerschaft eine Schilddrüsenunterfunktion entwickeln.

Transport durch die Plazenta (Mutterkuchen)

Die Plazenta ist in geringem Maße für mütterliche Schilddrüsenhormone durchgängig. Jod, schilddrüsenspezifische Antikörper sowie einige Medikamente sind frei plazentagängig. Ab der 10. bis 12. Schwangerschaftswoche ist die kindliche Schilddrüse in der Lage Jod aufzunehmen und Schilddrüsenhormone zu produzieren. Allerdings sind bereits ab der 8. Schwangerschaftswoche im kindlichen Gehirn Rezeptoren für Schilddrüsenhormone ausgebildet. Eine ausreichende Jodzufuhr sowie eine gute Einstellung der Schilddrüsenstoffwechsellage sind für eine normale körperliche und geistige Entwicklung des Fetus unbedingt erforderlich.

Jodstoffwechsel

Während Schwangerschaft und Stillperiode steigt der Jodbedarf von normal 150 µg pro Tag auf täglich 250 µg. In der Schwangerschaft ist daher auf eine ausreichende Jodversorgung zu achten, eventuell ist auch eine Zufuhr mit Jodid-Tabletten empfehlenswert. Ein besonderes Problem stellen dabei schwangere Patientinnen mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse dar. Im Interesse des Kindes sollte auch hier Jod substituiert werden, die Patientinnen sind allerdings darauf aufmerksam zu machen, dass sich bei ihnen die Autoimmunerkrankung verschlechtern könnte.

Unterfunktion

Eine Hypothyreose (Unterfunktion) kann nach der Empfängnis neu auftreten. Da eine Unterfunktion zu gestörter intellektueller und körperlicher Entwicklung des Fetus führen kann, ist bereits vor der Empfängnis bei allen Frauen eine normale Schilddrüsenfunktion mit einem TSH-Wert <2.5 anzustreben. Bei schon behandelten Patientinnen kann ab der 4. bis 6. Woche eine um bis zu dreißig- bis fünfzigprozentige Erhöhung der Medikamentendosis notwendig sein. Falls eine Unterfunktion während der Schwangerschaft neu diagnostiziert wird, sollte schnell durch schrittweise Erhöhung der Medikamente eine normale Schilddrüsenfunktion angestrebt werden.

Schilddrüsenüberfunktion

Schwangerschaftshormone besitzen eine Stimulierende Wirkung auf die Schilddrüse. Meist normalisiert sich die SD-Funktion spätestens im zweiten Drittel, so dass keine Therapie notwendig wird. Bei einem Morbus Basedow kommt es während der Schwangerschaft oft zu einer Normalisierung der Schilddrüsenfunktion.

Überfunktion und thyreostatische Therapie
Eine medikamentöse Therapie der Überfunktion kann während der Schwangerschaft neu eingeleitet bzw. fortgesetzt werden. Ziel ist das freie T4 im oberen Normalbereich von Nicht-Schwangeren zu halten. In seltenen ausgeprägten Fällen ist eine Schilddrüsenoperation notwendig.

Die Schilddrüse nach der Schwangerschaft

Oft kommt es zu einer Verschlechterung einer bestehenden chronischen Entzündung bzw. eines Morbus Basedow.
Es kann auch bei der Mutter eine Entzündung der Schilddrüse neu ausgelöst werden, die sich typischerweise in den ersten sechs Monaten nach Geburt zeigt (Postpartum-Thyreoiditis). Durch einen Zerfall von Schilddrüsenzellen kommt es zur Ausschüttung von Hormonen und einer anfänglichen Überfunktion die Wochen bis eventuell Monate dauern und dann schnell in eine Unterfunktion umschwenken kann. Bei der Postpartum-Thyreoiditis ist eine vollständige Ausheilung möglich, ein bis zwei Jahre nach der Entbindung sollte deshalb ein Auslassversuch der Medikation durchgeführt werden.
Bei allen Frauen mit Schilddrüsenerkrankung sollte nach der Entbindung die Hormone kontrolliert werden!

Quelle: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH; Merck Pharma GmbH